Ich habe einen neuen Podcast über meine Arbeit als Entwickler.
Test, 1, 2, 1, 2. Kannst du mich hören?
Das Mikrofon ist richtig positioniert, Phantomspeisung eingeschaltet, nochmal den Popschutz entstauben, dann kann es losgehen.
Mit diesem Satz fängt unser neuer Podcast stets an, zumindest bisher, denn so ein bisschen müssen wir uns noch einspielen. Wir, das sind Mark und ich. Nach seinem Blog, habe ich Mark dazu gedrängt motiviert, einen Podcast mit mir zu starten.
Nachdem ich einige Interviews und sogar einen Film über Martin Suter gesehen habe, musste ich ja nun auch mal ein Buch von ihm lesen. Bisher las ich nur das gemeinsame Buch von ihm und Stuckrad-Barre, nie eines von ihm allein.
Als ich also durch die Buchhandlung schlich, blieb ich bei "Suter" stehen und nahm mir "Melody" aus dem Regal, um es auf meinen zu babelhaften Verhältnissen angewachsenen Leseturm zu legen.
Tom, die Hauptfigur, wird damit beauftragt sich um das Leben eines todkranken, bekannten Schweizers zu kümmern. Er soll Jahrzehnte an Unterlagen durchgehen, diese sortieren, sichten und letztendlich entscheiden, was davon nach dem Ableben übrig bleiben soll, um ein möglichst gutes Bild des dann Toten zu hinterlassen.
Tom lebt in der Villa seines Auftraggebers und wundert sich von Beginn an über die vielen Bilder einer Frau, die, wie wir bald erfahren, Melody heißt und die große Liebe des Auftraggebers war.
Die Dokumente rücken in den Hintergrund, die Geschichte um Melody in den Fokus. Ich möchte nicht spoilern, deshalb nur so viel, dass mich der Anfang des Buches noch etwas gelangweilt hat, dann war ich aber drin und das Ende hat gleich doppelt überrascht.
Eine schöne Geschichte, in der auf vielen Ebenen etwas passiert, ohne dass die Sprache und der Aufbau zu kompliziert werden.
Weil ich jetzt schon seit mehr als zwanzig Jahren an Webzeug arbeite, glaube ich oft, die meisten, grundsätzlichen Dinge über Webseiten zu wissen. Nun, heute wurde ich wieder einmal eines Besseren belehrt.
Wenn man im eigenen Quellcode Funktionen nicht mehr findet und lange suchen muss, könnte ein Grund dafür over engineering sein. Ich habe meine Seite massiv aufgeräumt und bin regelrecht erleichtert.
Zur See ist mein zweites Buch von Dörte Hansen. Bereits bei Mittagsstunde hat mir ihre Sprache und Erzählweise gut gefallen. So auch diesmal.
Auch in diesem Buch gibt es keine klassische Erzählung, mit einer geradlinigen Geschichte, sondern vielmehr einen Blick auf eine kleine Gesellschaft. Das war schon bei Mittagsstunde so, diesmal war dieser Blick jedoch noch viel konzentrierter, denn das Buch spielt auf einer Nordseeinsel.
Dörte Hansen schaut ganz genau, wie sich eine überschaubar große Gesellschaft untereinander verhält. Eigentlich kennt jeder jeden, so glaube die meisten Protagonisten zumindest, aber dann sind da doch die vielen anderen. Die Urlauber.
Diese Urlauber spielen eine zentrale Rolle. Immer weniger wird vom Fischen gelebt, sondern damit, den Urlaubern davon zu erzählen, wie mal gefischt wurde. Und so verhält es sich eigentlich mit so ziemlich Allem. Die Inselbewohner spielen ihre Rollen, sie spielen wie sich Auswärtige Inselbewohner vorstellen.
Neben diesem Schauspiel, was alle mitspielen, was aber niemandem so richtig gut tut, leben natürlich alle auch noch ihr eigenes Leben; und die sind nicht immer leicht.
Anhand einer Handvoll Personen werden wir durch das Inselleben geführt und am Ende müssen wir Leser:innen uns dann selbst überlegen, wie wir diese Erzählung einordnen, so wie die Inselbewohner:innen einordnen müssen, wie sie mit ihrer Insel umgehen wollen, die längst schon nicht mehr so richtig ihre eigene Insel ist.