Warum bloggen wir eigentlich immer noch?

Vor über 25 Jahren habe ich das erste Mal ins Web geschrieben, ohne zu wissen, dass diese Tätigkeit einen Namen hat: bloggen.

i'm blogging
hold my calls, i'm too busy blogging

"Warum bloggen wir eigentlich immer noch?", fragen Robert, Dirk und Benedikt diese Woche in den ersten Beiträgen ihrer Blogwochen 2025.

In einer Woche ist das Thema "Blogger:innen und ihre Motivation – was uns antreibt" und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diese beiden Themen auseinanderhalten kann. Ich denke nicht. Sie sind sehr deckungsgleich.

Ich musste lange überlegen, warum ich überhaupt blogge. Das ist eine Frage, die ich mir so konkret nie selbst gestellt habe, weil ich bereits mein ganzes Onlinedasein über schreibe.

Könntest Du diese Frage ad hoc beantworten? Mal angenommen, Du hast auch ein Blog: Warum bloggst Du eigentlich (immer noch)?

Ich trage seit jeher einen merkwürdigen Zwiespalt in mir herum. Einerseits möchte ich mich zugehörig fühlen, Teil von etwas sein. Andererseits neige ich dazu, Dinge nicht zu tun, weil zu viele andere Menschen sie tun.

Irgendwie liegt das Bloggen in einer Grauzone zwischen diesen beiden Impulsen. Vielleicht weil ein Blog Mainstream, oder kleinste Nische sein kann. Und dieses Fenster kann ich im eigenen Blog jederzeit verschieben.

Mein Blog bedient einen weiteren Zwiespalt: Ich möchte sichtbar sein und wahrgenommen werden. Ja, ich möchte auch, dass mir auf die Schulter geklopft wird. Ich möchte aber nicht im Mittelpunkt stehen.

Ich spiele Schlagzeug in einer Band. Wir spielen live und stehen daher immer mal wieder auf Bühnen. Etwas, das mir überhaupt nicht liegt, auf das ich aber auch nicht verzichten möchte. Als Schlagzeuger stehe ich nicht vorn auf der Bühne, stehe also nicht zu sehr im Mittelpunkt, werde aber trotzdem wahrgenommen. Und selbstverständlich mag ich den Applaus.

Mein Blog und meine Podcasts sind da ähnlich.

Gerade die alten Podcasts haben immer wieder spöttische Kommentare verursacht. Rückblickend betrachtet, kann ich viele davon verstehen, über einiges heute lachen. Das waren aber immer nur kleine Stolperer, weil der Faktor "Ich mache das auch für mich" immer so groß war, dass kritische Kommentare mich am Weitermachen nie hinderten, sondern immer Ansporn waren, Dinge besser zu machen.

Über die etwa 25 Jahre Schreiben verteilt, habe ich zwar wenige, aber einige sehr berührende Antworten auf meine Texte bekommen, die mich mehr als alles andere dazu bewegt haben, diesen Weg weiterzugehen.

Diese Art von Text gab es in den vergangenen Jahre wenig hier im Blog. Das finde ich selbst schade und versuche gerade Wege zu schaffen, solche Texte hier wieder unterbringen zu können.

Denn der Schwerpunkt meiner aktuellen Texte liegt eher beim Helfen. Fast alles, was ich entwickle, entsteht aus einem Eigenbedarf heraus. Aber ich kann vieles davon dann auch anderen zur Verfügung stellen und ihnen hoffentlich ihr Leben etwas leichter machen, ihnen helfen.
So verhält es sich auch mit dem, was ich gelernt habe. Warum für mich behalten, wenn ich anderen damit helfen könnte.

OpenSource und Blogs haben mir schon sehr früh ermöglicht, eigene Ideen umzusetzen und Dinge zu entwickeln, die ich sonst nie hätte entwickeln können. Ohne sie, sähe mein Leben entscheidend anders aus. Mit meinen Tools und mit meinen Texten möchte ich etwas zurückgeben.

Und dann ist da auch noch der Bockige Maurice. Den habe ich oben schon angedeutet. Derjenige, der bei der Einführung der Facebook Timeline über Stunden alle paar Minuten einzeilige Updates gespostet hat, um allen zu zeigen, wie absurd er das alles findet. Es hagelte genervte Nachrichten, die mich wiederum sehr freuten.

Heute versuche ich diese diffusen Abneigungen erst einmal besser zu verstehen und dann in etwas Produktives umzuwandeln. Das ist online vorwiegend die Entwicklung der großen Plattformen, vor der ich nicht müde werde zu warnen und zu ermahnen und Leuten damit auf die Nerven zu gehen.

Und abgesehen davon, dass Blogs dazu ein guter Kanal sind, ist das Bloggen in Zeiten von Big-Tech und den großen Plattformen ein opportunistischer Akt. Das war es schon immer, heute aber umso mehr. Denn besagte Plattformen sind gierig nach unseren Daten, mehr Macht und noch mehr Kontrolle. Und jeder Mensch, der statt eines Accounts auf diesen Plattformen ein Blog startet, ist ein weiterer ausgestreckter Mittelfinger.

Ich strecke diesbezüglich gerne meinen Mittelfinger empor und rufe allen zu: Guckt mal, was ich hier alles machen kann! Alles! Ich kann ändern, was ich will, ich kann mich vernetzen, wie ich will, ich habe hier eine Spielwiese, die genauso funktioniert, wie ich das will! Das hier ist mein Blog! Ich schreibe, damit ihr mich seht, ich schreibe, um Dinge besser zu verstehen, ich schreibe, weil das mein Mittelfinger ist. Ich schreibe aber auch, weil das helfen kann; mir und anderen.

Und wenn ich heute nur einen Menschen dazu gebracht habe, etwas zu hinterfragen, zu verstehen, kurz zu lächeln oder über meine pathetische Schreibe hier den Kopf zu schütteln, dann ist das schon den nächsten Blogpost wert.