Social Media Future
Ben Werdmüller stellt in seinem Blog zehn Thesen auf, wie Social (Media) in Zukunft aufgebaut/strukturiert sein wird. Ich habe da so meine Zweifel.
- It will be decentralized
Alle Versuche, ein dezentrales social Network aufzubauen, sind bisher mehr oder weniger gescheitert. Mastodon hatte vor einigen Jahren einen größeren Run, aber das hat sich auch wieder gegeben. Es scheiterte meist schon daran, den Leuten zu erklären, was eine Instanz ist und wie man Instanzübergreifend Leuten folgen und schreiben kann.
Solange niemand diese technisch schwierige Umsetzung in super einfache Usability gießt, sehe ich da wenig Potential.
- It won’t be a monoculture
Große Netzwerke = große Infrastruktur und/oder aufwändige Software im Hintergrund. All das kostet. Was im kleinen Rahmen noch funktionieren kann, wird bei Millionen aktiven Usern schwierig und teuer. Monokulturen sind u.a. deshalb entstanden. Und natürlich, weil Geld verdient werden will und da möchte man die User doch bitte unter eigener Kontrolle haben, da gibt es wohl kaum etwas besseres als eine Monokultur.
- It won’t be built by an existing tech company
Ich glaube schon. Facebook will sich gerade in Richtung Metaverse-Unternehmen transformieren und bei Fortnite sieht man ähnliche Bestrebungen. Ich glaube, der nächste heiße Scheiß wird von einer solchen Firma kommen. Irgendwo, wo schon Leute sind, werden diese langsam, Stück für Stück, in eine neue Richtung geschoben.
- It has to solve harassment and abuse
Es wäre schön, wenn das möglich wäre. Ich glaube aber, mit immer größeren Benutzerzahlen, wird das immer schwierigier und irgendwann dann kaum noch zu handhaben sein. KI to the rescue. Aber wir sehen ja aktuell, dass das einfach noch nicht so funktioniert, wie es sollte.
Ich würde ja sagen, wenn man von Anfang an deutlicher macht, mit wem man da spricht, klar macht, dass da ein Mensch am anderen Ende auf seinen Screen schaut, dann werden die Leute sich zurückhalten. Aber die aktuellen Entwicklungen zeigen ja, dass diese Hemmschwelle immer häufiger überwunden wird.
Viele der Wünsche, die Ben äußert sind heute ja in irgendeiner Form schon vorhanden. Wir könnten unsere Webseiten zu solchen Netzwerken machen, sie wären dezentral und könnten dank Webmentions und ActivityPub mit anderen Seiten und Diensten sprechen. Über RSS- und JSON-Feeds könnte man sie abonnieren, könnte untereinander über entsprechende Protokolle kommentieren, liken usw. Aber die Einrichtung ist schwierig, nicht jeder hat Bock eine eigene Seite zu pflegen und nur ein Bruchteil der Menschen, die heute im Netz unterwegs sind, weiß überhaupt, was RSS ist.
Es ist eine erstrebenswerte Alternative, aber schwierig in den Mainstream zu bringen.
Oder?
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