Vom Klowand-Blog zum Toiletten-Podcast

An Podcasts kommt man heute gar nicht mehr vorbei. Vor 20 Jahren fing ich selbst an zu podcasten, da sah das noch ganz anders aus. Außerdem: 20 Jahre?! WTF?!

Ich schmeiß mal einen mit in die Schüssel: elbrauschen.de plumps. Spülen!
Selbstverliebtes Arsch.

Das ist immer noch einer meiner liebsten Forumsbeiträge. Elbrauschen, das war unser Podcast, den ich zum Zeitpunkt dieses schönen Forumsbeitrags aber nur noch alleine betrieben habe.

Und dieser Podcast, der seinen Weg in die virtuelle Toilette des Internets gefunden hat – was ich besonders schön finde, weil Blogs ein paar Jahre vorher als Klowände des Internets bezeichnet wurden – dieser Podcast also ging heute vor 20 Jahren online.

Vor 20 Jahren dudelte das erste Mal das Intro in den Äther und Steffen und ich begrüßten unsere ersten Hörer:innen mit "Elbrauschen - Podcasting von der Waterkant".

Podcasts waren brandneu, just diese Tage flatterte eine E-Mail von Apple in meine Inbox, die das 20-jährige Jubiläum von Apple Podcasts anpries.

Damals war es noch relativ leicht, in die iTunes Podcast-Charts zu gelangen. Erst als die ersten Profis dazu kamen, allen voran die Tagesschau, wurde es schwieriger. Heute muss man ja froh sein, wenn man überhaupt gefunden wird.

2005 blühte etwas auf, was wir vorher (und parallel) schon bei den Blogs gesehen habe. Da waren auf einmal lauter Menschen, die witzige, durchgeknallte, ernsthafte, amateurhafte und professionelle Podcasts produzierten und gleichzeitig dabei waren, herauszufinden, was das eigentlich ist, ein Podcast.

Heute kennt den Begriff jeder und viele der bekannten Podcaster beanspruchen für sich, schon mega früh dabei gewesen zu sein, was in den meisten Fällen bedeutet, dass sie bereits vor 2020 einen Podcast hatten. Manchmal möchte man korrigierend den Finger heben, aber das bringt ja niemandem was, außer der eigenen Genugtuung und der Bestätigung, ein selbstverliebtes Arsch zu sein.

2005 schafften wir es irgendwie jeden Tag. Ich wiederhole das kurz: JEDEN TAG eine Folge online zu stellen. Immer im Wechsel, Steffen und ich. Am Wochenende hatten wir frei.

Wir schauten, was die anderen so machten, was gut ging, weil die Szene noch überschaubar war und wir schauten vor allem, was drüben in Amerika passierte, weil da die großen Vorbilder herkamen, allen voran Adam Curry mit seinem Daily Source Code.

Und während wir schon das große neue Medium mit unendlich großem Potenzial sahen, wurden auch die ersten Medien aufmerksam und fingen an zu schreiben. So schrieb u. a. die taz über drei Podcasts aus Hamburg und traf sich mit Steffen zum Gespräch.

Tja, seitdem bin ich der Prollige …

Podcasts haben eine beträchtliche Reise hinter sich. Der Kern ist aber derselbe geblieben: Wenn man Bock drauf hat, einfach machen!
Natürlich ist es heute weitaus schwieriger, gefunden und gehört zu werden, aber es macht ja trotzdem Spaß!

Auch technisch gesehen ist das Thema immer noch relevant. Vor dem Podcast gab es noch RadioTux – Radio-On-Demand nannte sich das damals. Ein Linuxradio, das wir betrieben und welches es heute noch (als Podcast) gibt – wahrscheinlich einer der ältesten noch aktiven. Das lief noch auf einem selbst gebastelten CMS.

Elbrauschen nutzte eines der ersten CMS speziell für Podcasts, Loudblog. Ich glaube, ein Fork von WordPress. Später lief es dann direkt mit WordPress. Heute entwickle ich selbst ein Podcast-Plugin für Kirby, was bei mir natürlich zum Einsatz kommt.

Elbrauschen hat keine 20 Jahre durchgehalten. Später gegen Ende 2009 gingen Folgen nur noch sporadisch online. 2010 wollte ich es noch einmal versuchen, aber es blieb bei einem Versuch. Die Spuren im Netz verschwinden langsam, von den Domains kann ich mich aber bislang nicht trennen.

Ich habe das als eine extrem spannende Zeit wahrgenommen, Blogs, Podcasts, es gab so viele Möglichkeiten! Für mich war das der Wahnsinn. Und so werfe ich gerne einen Blick zurück und habe in den vergangenen Tagen und Wochen wieder vermehrt Lust darauf bekommen, vielleicht wieder was zu starten, neben Server Side Stories.

Mal sehen. Jetzt höre ich erst mal ein paar alte MP3s und schäme mich ein wenig, über das, was ich da so verzapft habe.

Welche Podcasts Anonymous wohl heute hört?