Die Spitze des Eisbergs

Viele von uns kennen und nutzen wahrscheinlich Markdown. Eine Möglichkeit seine Texte auf eine einfach Art und Weise zu formatieren. Es gibt zahlreiche Apps für alle gängigen Betriebssysteme, die einem das Schreiben in Markdown vereinfachen wollen.

Dabei übertreffen sich diese Programme meist in ihrer Schlichtheit. Minimalismus und Markdown scheinen zueinander zu gehören. Der Workflow sieht dann meist so aus, dass man den Text im Editor schreibt und ihn von dort dann exportiert oder kopiert und entsprechend ins CMS des Vertrauens einfügt.

Nun hat sich "Iceberg" angekündigt. Ein WordPress-Plugin, welches optisch genauso daher kommt, wie unsere geliebten Editoren. Es gibt verschiedene Farbschemen zur Auswahl und man kann weitere Details einfach anpassen. Auch Komfortfunktionen, wie Drag & Drop von Bildern soll möglich sein.

Uns soll das natürlich dazu ermuntern, einen Schritt zu sparen und unsere Texte nicht mehr in einer App zu schreiben, sondern direkt in WordPress. Was an sich ja auch gut ist. Bei solchen Plugins werde ich aber immer kurz stutzig. Besonders gepaart mit Reviews die überschrieben sind wie Sätzen wie: "New Iceberg Plugin Brings a Distraction-Free Writing Experience to WordPress".

Da ist ja auf dem ersten Blick erstmal nichts Verwerfliches dran. Was mich aber immer kurz stutzig macht: Wieso brauchen wir das eigentlich? Ich meine… Wie kann es sein, dass selbst unsere CMS uns inzwischen vom Schreiben ablenken? Warum bauen und verwenden wir Systeme, die eben dies tun?

Wer größere Seiten mit WordPress betreibt und viele Plugins im Einsatz hat, wird das wahrscheinlich kennen: Im wp-admin muss man erst einmal ne Weile nach unten Scrollen, um überhaupt zu den gewünschten Settings oder gar zum Editor zu gelangen. Denn inzwischen zeigt gefühlt jedes Plugin mindestens eine Notification an..... Von freundlichen Hinweisen, bis zu Werbung für Premium-Produkte. Unsere WordPress-Installation ist zu einer Werbewand geworden.

Ich habe WordPress bereits vor einigen Jahren den Rücken gekehrt, zumindest bei meinen eigenen Webseiten. Zu viel Balast. Ich benutze Kirby und kann mir dort mein Panel (das, was bei WordPress wp-admin ist) selber zusammenstecken. So kann ich bestimmen welche Felder wo, wie zu sehen sind.

Iceberg klingt dennoch interessant. Sieht gut aus und scheint gut zu funktionieren. Wer sich also die Markdown-App sparen will, sollte sich das mal ansehen. Generell fände ich es schlauer, dafür zu sorgen, dass die Systeme, die wir nutzen, uns nicht ablenken, sondern uns in unseren Vorhaben unterstützen.