Deine Webseite als App

Ich hatte neulich in einer Facebook-Gruppe eine Diskussion mit jemanden, der die Gruppenmitglieder davon überzeugen wollte, aus der eigenen Webseite eine App zu machen. So ein Schwachsinn!

Mein Hintergrund

Das ist mal ein schön launiger Einstieg heute, was?

Ich entwickle Webseiten und auch Apps für Smartphones und Tablets. Ich kenne also beide Seiten. Wobei ich zugeben muss, ich programmiere keine nativen Apps. D.h. also ich benutze bestimmte Techniken, um mit Webtechnologien Apps zu bauen.

In den meisten Fällen, wirst du als Enduser kaum unterscheiden können, ob es sich um eine native App handelt oder eine App, die mit HTML5 und Co umgesetzt wurde. Die Technik ist einfach schon sehr weit, so dass es bei „normalen“ Apps kaum oder gar nicht auffällt.

Worauf ich hinaus will: Ich kenne beide Seiten.

Und dieser Herr ist nun also der festen Überzeugung, dass du deine Webseite nun auch in eine App umbauen solltest, damit du noch mehr Zugriffe bekommst.

Schnell war klar, dass er einen entsprechenden Dienst anbietet, der genau das tut: Aus deiner Webseite eine App machen.

Das funktioniert für den Endkunden recht einfach, die Daten werden von der Webseite abgerufen und dann in eine App geladen. Als Kunde kann man aus diversen Designs wählen. Zack! Fertig ist das Gartenhäuschen!

Schön und gut, das mag ja auch alles schnell und einfach gehen, aber bringt es wirklich den gewünschten Erfolg?

Meine Zweifel

Selbst bei größeren Marken durfte ich feststellen, eine App lohnt sich kaum. Es gibt meist nur einen Bruchteil der Zugriffe, die man über die eigene Webseite erzielt.

Wer nicht aktiv Werbung für seine App betreibt, geht in der Masse der Apps unter. Auf eine Webseite kann das auch zutreffen, eine Webseite hat aber einen großen Vorteil gegenüber einer App: Ihre Inhalte können in Suchmaschinen gefunden werden.

Die zweite Schwierigkeit: Wie bringt man User dazu, eine App zu installieren, wenn sie sowieso online im Browser auf alles zugreifen können?

Die Hürde ist enorm groß! Im besten Fall kann ich irgendwo auf der Webseite klicken und gelange dann in den Store. Dort muss ich die App beziehen und installieren. Dann muss ich in die App wechseln, wenn ich Informationen will.

Das klingt banal, aber würdest du für ein paar Blogartikel eine App installieren?

Ich behaupte das investierte Geld ist vermutlich besser angelegt, wenn man es in die mobile Optimierung der eigenen Webseite steckt. Genau diese Seite, die bei Google gefunden wird, deren Inhalte man ohne Probleme mit wenigen Klicks/Touches teilen kann. Die ich im Zweifel sogar auf den Homescreen meines Telefons legen kann.

Eine App ist immer nur dann sinnvoll, wenn ich darüber Inhalte vermitteln kann, die ich so nicht auf einer Webseite vermitteln kann. Oder wenn ich den Inhalt nicht frei zugänglich und gänzlich unter meine Kontrolle wissen will.

Multimedia-Inhalte (hallo 90er) oder interaktive Späßchen lassen sich u.U. besser in einer App realisieren. Dann aber bestimmt auch nicht mit einer, die man schnell zusammenklickt und die aussieht, wie tausende andere auch, weil es nur fünf Designs gibt.

Bevor du überlegst, Geld in die Hand zu nehmen und in eine App zu investieren, überlegt lieber, wie du deine Webseite mobil besser zugänglich machen kannst. Wer installiert schon eine App für ein kleines Blog, wenn sie keinen Mehrwert bietet? Du?