Bananenrepublik Facebook
In Mathe war ich nie der Beste. Das mag komisch klingen, wenn man das als Programmierer sagt, aber so ist es. Logik? Kein Problem. Aber wenn ich irgendwelche Flächen unter irgendwelchen Kurven berechnen soll, bin ich raus.
Facebook hat sich verrechnet
Deshalb ist es schön zu sehen, dass ich damit nicht alleine bin. Facebook hat sich nämlich auch verrechnet. Hoppala.
Facebook hat es ja gerade sowieso nicht so leicht. Nach der Trumpwahl gab es Vorwürfe, dass Facebook maßgeblich zu dem Ergebnis beigetragen hätte. Stichwort Filterblase.
Und jetzt auch noch das! Die Zahlen, auf die sich so viele Marketing-Menschen bezogen haben, stimmen nicht! Facebook hat sich verrechnet, Zahlen zu hoch angegeben.
Und nun? Nun werden einige Leute vermutlich ziemlich erschrocken aus der Wäsche gucken, wenn diese Zahlen korrigiert werden.
Dabei liegt der eigentliche Fehler gar nicht bei Facebook.
Die Banane stirbt aus!
Hä? Ja, richtig gelesen, die Banane stirbt aus. In 10-20 Jahren werden wir keine Bananen mehr essen können. Zumindest nicht die Sorte Bananen, die es heute bei uns zu kaufen gibt.
Der Grund: Ein Pilz. Der macht den Bananen zu schaffen. Er befällt und vernichtet die Pflanzen. Die eigentliche Ursache ist aber die Monokultur. Die Bananen die wir essen, sind alle gezüchtet, selbe Sorte, selber Ursprung, selbe Anfälligkeit für Krankheiten.
Online züchten wir uns auch immer wieder Monokulturen. Auf Facebook zum Beispiel. Immer wieder machen wir uns abhängig von einzelnen Diensten, richten unser Marketing, ja manchmal sogar unsere Existenzgrundlage auf einen Kanal aus.
Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass gerade online nichts von Dauer ist. Wer kennt denn heute noch MySpace? ICQ? Technorati?
Wenn der Kanal, von dem wir uns abhängig machen, dann irgendwann anfängt zu kränkeln, Fehler zu machen, dann betrifft uns das auch. Dann werden wir vom „Pilz“ befallen und im schlimmsten Fall war es das dann.
Der Fehler
Der große Fehler ist digital wie analog: Singularität und Monotonie.
Das zeigt sich nicht nur im (Selbst-)Marketing. Das zeigt sich auch in der Diskussion um die Filterblasen. Schuld sind nicht die Blasen oder die Technik oder Facebook. Schuld sind wir, die wir uns einseitig informieren. Wir machen es uns gemütlich und richten uns alles so ein, wie es uns gefällt.
Früher habe ich gelernt, ich soll nicht nur eine Zeitung lesen, sondern mehrere, um mir ein umfangreicheres Bild machen zu können. Das scheint heute niemanden mehr zu interessieren. Heute bauen wir uns unsere Blasen und glauben dann, dass wir gut informiert sind.
Und wir bauen uns unsere Marketing-Konstrukte und glauben, dass wir gut aufgestellt sind. Bis Fehler passieren. Bis es große Umstellungen gibt. Bis ein Kanal plötzlich irrelevant ist, weil das nächste große Ding da ist. Bis dem Dienst wohlmöglich das Geld ausgeht.
Es ist nie gut, sich auf eine Sache zu beschränken, sich darauf zu verlassen. Das Trifft auf Facebook zu, auf Medium, auf Twitter, Snapchat, Instagram… Irgendwo da draußen sitzt jemand an seinem Rechner und programmiert den nächsten heißen Scheiß. Und dann stehen wir auf einmal wieder bei Null da, weil wir das nicht rechtzeitig gemerkt haben, weil unsere Filterblase uns gesagt hat, alles sei gut.
Facebook hat sich verrechnet. Facebook verzerrt unseren Blick auf die Welt. Im besten Fall sollte uns das egal sein, weil wir breiter aufgestellt sind.
In der Schule lernen wir nicht nur Mathe. Wir lernen auch Deutsch und Englisch, Chemie und Physik, Religion und Philosophie.
Weil es nicht funktionieren kann, sich nur auf ein Themengebiet zu stützen. Die Banane stirbt aus, weil wir zu einseitig denken und handeln. Wir sollten mal anfangen aus diesem Fehler zu lernen, wir haben ihn schon zu häufig begangen.
Wir staunen immer über die Vielfalt unserer Welt und versuchen dennoch sie permanent einzuschränken. Dabei wäre es klüger, gesünder, natürlicher, die Vielfalt zu kultivieren. Online wie offline, analog wie digital. Auf Facebook und auf den Bananenplantagen in Südamerika. Punkt.