War's das mit unseren Blogs?

Wird AI dazu führen, dass niemand mehr unsere Blogs liest?
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Das hier ist die zweite Ausgabe meines neuen Newsletters. Diesmal schaue ich auf die Entwicklungen im Bereich der Websuche. Den Newsletter kannst du hier abonnieren

"Was macht die KI mit uns?" ist eine der großen Fragen, die derzeit viele von uns umkreist. Besonders diejenigen, die einer kreativen Arbeit nachgehen. Wird "die KI" bald alle unsere Texte schreiben? Braucht es überhaupt noch einen Illustrator? Kann die KI nicht den Quellcode dafür schreiben? Dürfen die einfach alle unsere Daten einsammeln und ein Produkt daraus machen?

Als Blogger und Programmierer, glaube ich, dass wir bleiben werden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass viele Menschen etwas Persönliches in den Texten wiederfinden wollen. Und auch wenn das eingeschränkt möglich ist, glaube ich, dass künftig das Siegel: "Von einem Mensch geschrieben" unseren Texten sogar noch einen Mehrwert geben wird.

Was aber, wenn niemand mehr unsere Texte findet?

Willkommen in der Welt der Websuche. Schon seit ein paar Jahren wissen wir, dass sich das Suchverhalten ändert. Wer einen Sprachassistenten benutzt und fragt, wer gerade Bundeskanzlerin ist, wird nicht eine Liste mit Links zu aktuellen Quellen bekommen, sondern die direkte Antwort auf die Frage.

Nun preschen auch die KI und LLMs in das große Feld der Suche und dürften Google Angst machen. Uns Seitenbetreiber:innen auch?

Wenn ich hier von KI spreche, schließe ich damit auch LLMs ein, um das Ganze etwas einfacher zu gestalten.

Frage ich ChatGPT nach einer bestimmten Information, werde ich einen mehr oder weniger langen Text als Antwort bekommen und kann danach zufrieden den Browser-Tab wieder schließen. Allerdings gibt es zwei Probleme:

Ich weiß nicht, ob die Information überhaupt stimmt. ChatGPT könnte sich das alles auch einfach "ausdenken", weil es gut klingt und ins statistische Modell passt.
Außerdem bekomme ich keine weiterführenden Informationen wie Links. Ich stecke also fest, wenn ich mehr Informationen haben möchte.

Erste Dienste wie Arc Search und Perplexity gehen jetzt einen anderen Weg. Sie bieten eine KI gestützte Suche an, der ich meine Frage stellen kann – so wie ich auch ChatGPT fragen würde, also in natürlicher Sprache.

Als Antwort bekomme ich auch hier eine kurze Antwort auf meine Frage. Der Unterschied ist allerdings, dass mir alle Quellen angezeigt werden, ich also weiterklicken kann. Zudem werden mir noch mögliche weitere Fragen präsentiert, sollte ich tiefer ins Thema einsteigen wollen.

Warum überhaupt?

Klassische Suchmaschinen wie Google kränkeln schon seit geraumer Zeit. Sie dienen in erste Linie dazu, Anzeigenkanäle zu sein und sie werden durch SEO-Content zugemüllt. Es wird immer schwieriger an hilfreiche Informationen zu kommen. Immer mehr Benutzerinnen geben der Google Suche das Stichwort "reddit" mit, weil die Suche dann auf Reddit fokussiert wird und bessere Ergebnisse liefert.

Besucht dann noch jemand meine Webseite?

Wenn du wikipedia betreibst, könnte es eng werden. Ich glaube, solche Seiten werden immer mehr zum Informationslieferant für KIs werden. Nur wer sich wirklich tief in ein Thema einarbeiten will, wird dann weiter auf solche Seiten gehen.

Wenn du SEO-Content für Klicks in Suchmaschinen schreibst … tja … Ich fürchte, du wirst es schwer haben. Wirklich traurig macht mich das allerdings nicht.

Du betreibst ein Blog oder etwas Ähnliches? Dann bin ich guter Dinge.

Immer dann, wenn eine Person oder mehrere Personen hinter einer Webseite stehen, die etwas Persönliches einbringen, werden diese Seiten interessant bleiben. Nischenseiten, die eine Community um sich herum aufbauen, die Netzwerken und direkte Kanäle für den Austausch mit Leser:innen anbieten, könnten vielleicht sogar von der Entwicklung profitieren. Hier spielt zunehmend der Austausch und die Vernetzung eine Rolle, etwas, was die KI nicht mitbringt.

Wir haben das in unseren Blogs in den vergangenen zehn Jahren ein wenig vergessen. Aber es tut sich was. Blogrolls werden wieder eingebaut, Webmentions erlauben das Reagieren auf andere Beiträge, Kommentare werden wieder geöffnet und Seiten beginnen Communitys zu bauen. Manche dank Steady und Patreon sogar profitabel.

Wer nur nach einer schnellen Information zu einem Thema sucht, wird vermutlich immer seltener unsere Webseiten besuchen. Wer sich wirklich für ein Thema interessiert und den Austausch sucht, wird vorbeischauen.

Ich habe das beim Wechseln von Twitter zu Mastodon bereits bemerkt. Mit damals nur einem Drittel an Follower gegenüber Twitter, fand dennoch ein viel intensiverer Austausch statt, den ich als viel wertvoller empfunden habe. Ich denke, mit unseren Webseiten wird etwas Ähnliches passieren.

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