In dieser Version, stimmt es inhaltlich schon gut, allerdings klingt das alles noch sehr nach Blogpost. Ich habe mich auch gegen diese Variante entschieden, weil sie mir zu ich-bezogen war und mir zu theatralisch klang. Aber! Hier stand dann schon der Name "Erzählen" im Raum.
Hi, ich bin Maurice.
Ich habe mich selber immer als Blogger und Podcaster bezeichnet.
Um das Jahr 2000 herum, habe ich angefangen zu bloggen und zu podcasten. In einem meiner Podcasts, Hack Your Business, habe ich meine Hörer darauf hingewiesen, dass es besonders wichtig sei, konsistent zu sein, regelmäßig zu veröffentlichen - weil man sonst sein Publikum verliert. Und dann habe ich mich nicht an meinen eigenen Ratschlag gehalten. Erst veröffentlichte ich nur noch unregelmäßig, dann dachte ich, ich mache eine kurze Pause und beginne frisch mit einer neuen Podcast-Staffel.
Das war vor über zwei Jahren. Seitdem? Kein Podcast online. Und die Zahl neuer Blogposts ist auch überschaubar. Wie konnte das passieren?
Wir schreiben das Jahr 2015 und Hack Your Business ging online. Ich hatte Lust wieder zu podcasten, ich hatte eine Idee, die für mich passend erschien und ich hatte schnell einen coolen Namen gefunden. Also habe ich einfach angefangen. Ich habe ein bisschen geplant und dann drauf los geschrieben. Und das hat funktioniert. In den Jahren zuvor hatte ich viele neue Dinge gelernt, hatte ein Startup gegründet und war schon eine ganze Weile lang selbstständiger Webentwickler. Man könnte sagen, die Themen flogen mir zu. Blog, Newsletter, Podcast, Kurse und Workshops waren in Arbeit.
Aber dann flog nichts mehr.
Erst fiel nur das Abheben etwas schwerer. Die Themen kamen nicht mehr so aus dem Nichts. Ich musste mich hinsetzen und stundenlang überlegen, worüber ich noch sprechen könnte und was davon wirklich in einen Podcast passt. Und dann - irgendwann - blieben die Ideen ganz am Boden.
Inzwischen gab es so viele neue Podcasts und Blogs da draußen, die über die gleichen Sachen schrieben. Gefühlt fingen alle an, sich gegenseitig zu wiederholen. Ich wollte mich aber nicht laufend wiederholen.
Ich wollte mich und andere nicht wiederholen. Denn Veröffentlichen von Inhalten war für mich nie nur Mittel zum Zweck. Es war der Prozess und die Reaktion auf meine Inhalte, die mich anspornten. Ja, ich hätte weitermachen können. Ja, ich hätte mich wiederholen können. Ja, ich hätte mir auch schnell neue Themen von anderen Webseiten zusammenrecherchieren können, um weiterhin neue Folgen zu veröffentlichen. Das nennt sich dann Content Marketing. Das ist okay. Aber ich wollte kein Content Marketing machen, ich wollte den Prozess, ich wollte den kreativen Aspekt.
Dann saß ich also vorm Bildschirm. Und der Cursor… Der ist geduldig. Der blinkt stoisch vor sich hin.
Und er hat Zeit. Viel Zeit.
Und wenn man diesen Punkt erreicht hat, an dem das Tagesergebnis ist, dass man zumindest das Textprogramm geöffnet und eine Weile auf den blinkenden Cursor gestarrt hat, dann drückt einen das weiter auf den Boden.
Man könnte jetzt einfach aufhören. Es hat ja eine ganze Zeit gut geklappt und man hat viel veröffentlicht und wurde viel gehört und gelesen. Man könnte einfach einsehen, dass man eben alles erzählt hat. Ende. Aus. Vorbei.
Wenn man aber schreibt, weil einem das Schreiben liegt. Weil eine Art Drang vorhanden ist, etwas zu schreiben, zu sprechen, zu erstellen und zu veröffentlichen. Dann kann man diese Aussage so nicht von sich geben. “Ende. Aus. Vorbei.“ Was soll denn das bedeuten? Man unterdrückt diesen inneren Drang und sucht sich einen Weg, um ihn zu ignorieren?
Ich habe wieder geschrieben.
Ich habe mich hingesetzt, ich habe Post-It und Post-It gefüllt mit möglichen neuen Themen für den Podcast. Ich habe Outlines geschrieben, ich habe Stichpunkte ausformuliert. Ich habe das Konzept angepasst. Ich hatte eine komplette neue Staffel fertig geplant. Folgen in die richtige Reihenfolge gebracht. Outlines für jede Folge geschrieben, ich habe mir Folge für Folge genommen und aus den Outlines Texte gemacht.
Und dann habe ich damit wieder aufgehört. Weil etwas nicht stimmte. Weil das zwar Texte waren, weil das zwar schreiben war, weil das aber nicht echt war. Weil das Themen und Texte waren, die ich gewählt hatte, weil sie naheliegend waren, weil sie schnell zu schreiben waren, weil sie ähnlich wie alte Texte waren, die gut funktioniert hatten. Das ging nicht.
Also saß ich wieder da.
Und ich saß und ich raffte mich auf und ich plante und ich schrieb und ich brach ab. Und dann war nichts…
Nichts außer jeden Tag dazusitzen und zu denken, dass ich doch jetzt mal was schreiben muss, was veröffentlichen muss, damit mir das hart erkämpfte Publikum nicht vollends abhanden kommt. Und ich schrieb. Ich schrieb einen Blogposts darüber, wie ich demnächst mal wieder was veröffentlichen will. Und dann war nichts… Und das wiederholte sich eine ganze Weile.
Und dann war klar, dass es nur eine Lösung geben kann: Kill your darlings. Der Podcast funktionierte nicht mehr. Ich musste ihn begraben. Ende. Aus. Vorbei.
Mit dieser Entscheidung konnte ich wieder über alles schreiben. Ich hatte mich vom Korsett befreit, das mich thematisch eingeschränkt hat. Und ich fing wieder an, Ideen zu sammeln und Outlines zu schreiben, Folgen auszuformulieren. Ich hatte ein grobes inhaltliches Konzept und Ideen für ein paar Namen.
Und dann erwischte ich mich dabei, wie ich mich selber kopierte. Schon wieder! Ich schrieb wieder über ähnliche Themen, nur der Blickwinkel war ein bisschen verschoben. Wirklich nur ein kleines bisschen. Ich war so in dieser Masche verfangen, dass ich da nicht rauskam.
Ich hatte eine Plan für einen neuen Podcast vor mir, der einen neuen Namen hatte, der eine vermeintlich neue, inhaltliche Ausrichtung hatte. Mit den gleichen Themen wie schon zuvor. Ich hatte die Perspektive verschoben, um mir selber zu erlauben, mich zu wiederholen.
Also alle Folgen wieder auf die Halde. Neustart Nummer vier.
Ich nahm mir ein Notizbuch und schrieb dort alles rein, was mir für einen neuen Podcast so in den Sinn kam. Egal wie banal, egal wie utopisch.
Und dann?
Nichts.
Und hier bin ich jetzt. Mit vier halb fertigen Staffeln zweier Podcasts, grob durchgezählten 52 nie vollendeten Beiträgen und Notizbüchern voll mit Texten, in denen ich schrieb, dass ich mich jetzt endlich mal zusammenreißen muss.
Nur wie? Wie komme ich aus dieser Falle wieder raus? Wie schaffe ich es, wieder zu erzählen? Wie schaffe ich es, nicht wieder in diese Muster zu verfallen? Wie schaffe ich es, dass man mir wieder zuhört?
Sicherlich nicht, indem ich noch ein paar weitere Wochen meinem Cursor beim Blinken zuschaue. Man muss anfangen. Und warum dieses Anfangen nicht in Worte fassen? Warum den Weg nicht aufzeichnen, damit, im besten Fall, andere diesen Weg leichter finden, und ich im schlimmsten Fall zumindest was versucht habe?
Dieser Podcast ist der Versuch, das umzusetzen. Wie finden wir einen Weg uns kreativ auszudrücken? In Ton, Bild, Text? Was müssen wir dafür tun, um nicht vom Weg abzukommen? Welche Hilfsmittel gibt es, die uns dabei helfen können? Wie schaffen andere Kreative das?
Ich lade dich ein, mit mir diesen Weg zu gehen. Ich hoffe, dass es nicht nur ein kurzer Weg ist und wohlmöglich in eine Sackgasse führt. Ich bin mir aber sicher, dass er kurvenreich sein wird und dass wir vielleicht an der ein oder anderen Stelle kurz innehalten müssen, um festzustellen, dass wir uns verlaufen haben und umdrehen sollten.
In meinem alten Podcast und in all den nie veröffentlichten Podcasts und Folgen, war ich immer derjenige, der den Weg vorgab und vorgab die Dinge zu wissen. Aber das stimmt nicht. Wir können den Weg vor uns nicht kennen. Wir sollten ihn nicht kennen. Denn wenn wir das tun, dann nur, weil wir ihn schon zu häufig gegangen sind.
Hi, ich bin Maurice. Ich bin Blogger und Podcaster. Und das hier ist mein Versuch, wieder zu „Erzählen“.