Podcasts als Geschäftsmodel

Kaum jemand, der sich mit Podcasts beschäftigt, ist an den Nachrichten rund um Spotify vorbei gekommen. Der schwedische Streamingdienst hat zwei große Käufe getätigt, die besonders Podcast-Produzenten aufhören ließen: Gimlet Media und Anchor.fm.

Gimlet Media ist bekannt für seine aufwendig produzierten Podcasts, die inzwischen sogar schon zu Fernsehserien verarbeitet werden. Und während es schien, dass Gimlet weit mehr als „nur“ Produzent von Podcasts sein möchte, nämlich diese Konzepte auch an andere Medien vermarkten will, wurden sie nun von Spotify gekauft.

Es wird wohl neue Gimlet-Shows geben, die dann nur auf Spotify zu hören sind. Es wird aber auch weiterhin die bekannten Podcasts geben, die frei verfügbar sind und sicherlich in Zukunft auch neue Formate, die auch Abseits von Spotify zu hören sein werden.

Anchor.fm ist das nächste logische Puzzleteil. Während Spotify die Tools zur Veröffentlichung und Vermarktung bereitstellt, bietet Anchor die nötigen Tools zur Produktion von Podcasts. Mit Anchor lassen sich ganz einfach - nämlich übers Mobiltelefon - Podcasts aufnehmen. Call-Ins sind möglich, Audiokommentar und Vieles mehr.

Spotify setzt damit ganz klar ein Signal: Wir wollen den Podcast-Markt aufrütteln. Das könnte mit der Kombination gut gelingen und den Trend nochmal nach oben schießen lassen. Denn die bessere Präsenz von Podcasts bei Spotify (man kann dort ja schon Podcasts hören), dürfte neue Zielgruppen erschließen. Hörer, die sich bis jetzt nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben, denen Podcatcher zu kompliziert waren oder die einfach gar nicht genau wissen, was das eigentlich ist, werden freundlich Richtung Podcast geschoben.
Und diejenigen, die Podcasts hören, sich aber von Spotify fern halten, könnten sich nun doch dazu hinreißen lassen, wenn die nächste coole Gimlet-Show exklusiv auf Spotify zu hören ist.

Wenn Apple nicht weiter in der Gunst der Podcaster und Podcasthörer abrutschen will, muss es jetzt etwas tun. Ansonsten wird Apples Podcastverzeichnis weiter an Bedeutung verlieren. Schon jetzt macht es den Eindruck, es bestünde nur noch aus nicht nachvollziehbaren Empfehlungslogiken, die da so vor sich hin werkeln. Die Charts sind manipulierbar und werden immer uninteressanter.

Die große Gefahr, die hinter dieser Entwicklung steht, ist das Einkapseln von Podcasts. Podcasts sind ein offenes Format, das hat ihre initiale Verbreitung so interessant gemacht. Ein öffentlicher RSS-Feed macht es möglich jeden Podcast mit jedem beliebigen Podcast-Client zu abonnieren. Das könnte sich nun drastisch ändern. Spotify hat das ja schon mit Formaten wie „Fest und Flauschig“ gezeigt, die man ausschließlich über die Plattform hören kann.

Was dann passiert, kennen wir bereits vom Videostreaming. Wer Serie X gucken will, braucht ein Netflix-Abo, wer Serie Y gucken will, Amazon Prime.

In diese Richtung wird es auch bei den Audioformaten gehen. Schon jetzt teilt sich die Gemeinschaft auf. Die drei großen Plattformen Spotify, Audible und Deezer produzieren allesamt Podcasts, die exklusiv nur bei ihnen zu hören sind.

Die Gefahr besteht, dass einer dieser Anbieter so stark dominiert, dass Podcasts = Spotify sind. Und wer einen Markt dominiert, der macht die Regeln, das kennen wir von Facebook und Co, die jedes Mal einen Aufschrei auslösen, wenn sie wieder Essentielles in den Timelines ändern.
Die kleineren Podcaster könnten dann gezwungen sein, sich in gewisse Abhängigkeiten zu begeben, um noch wahrgenommen zu werden.

So oder so. In Zukunft wird es sicherlich noch einige weitere Nachrichten zu Spotify und ihren Podcasts geben, lassen wir uns überraschen.

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